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500 Jahre Reformation- Gespräche über Glauben und Verantwortung, so der Titel der Projektwoche, vom 13.03- 16.03 2017 an der Landrat – Gruber- Schule, an der insgesamt 500 Schülerinnen und Schüler interessiert teilnahmen.
Die Schülerinnen und Schüler des ev. Religionskurses, der Jahrgangstufe 11 des beruflichen Gymnasiums, haben sich mit ihrem Lehrer, Pfarrer Hubertus Naumann über mehrere Wochen hinweg mit dem Thema , welche Bedeutung Martin Luther für den einzelnen und die Gesellschaft heute noch hat, beschäftigt. Dreh- und Angelpunkt in der Auseinandersetzung mit dieser Frage waren die 95 Thesen, die Martin Luther 1517 an die Schlosskirche zu Wittenberg nagelte. Er begann sie mit der Umkehrforderung Jesu: „ Kehrt um, die gerechte Welt Gottes ist nahe“. Umkehr, das bedeutete für Luther Buße tun, das Hinterfragen von Entscheidungen und das evtl. Korrigieren von Fehlentscheidungen.
Für den Religionskurs war das dann auch die bestimmende Frage, in der Projektvorbereitung: In welchen Bereichen des öffentlichen Lebens, muss „ Umkehr“ stattfinden und was hätte Martin Luther heute noch zu den gesellschaftlichen Herausforderungen zu sagen.
Die Woche startete aber zunächst einmal mit Martin Luther selbst. Die Schüler hatten die Idee, den Reformator aus Pappmachè nachzubauen, um ihm dann selbst die Möglichkeit zu geben, sich „ persönlich“ vorzustellen. Dieser erste Tag wurde dadurch abgerundet und vertieft, in dem der Gast, Pfarrer Ramme, aus der selbstständigen, lutherischen Kirchengemeinde im Odenwald den Gästen Rede und Antwort stand und dabei die enorme Bedeutung Luthers für die Punkte „Bildung und Gewissen“ hervorhob und unterstrich.
An den drei darauf folgenden Tagen standen dann eher die ethisch- und gesellschaftskritischen Aspekte, die sich aus der Reformation ergaben, im Fokus der Veranstaltung. Den Auftakt machte die Schülergruppe, die sich dem Thema „ Landwirtschaft und Tierschutz“ angenommen hatte. In ihrem Eröffnungsreferat markierten sie die Probleme der heutigen Landwirtschaft und kritisierten dabei die unhaltbaren Zustände der „ Massentierhaltung“. Der eingeladene Gast, Hans Trumpfheller, stellvertretender Vorsitzender des Regionalbauernverbandes Starkenburg, der selbst einen Bio-Ziegenhof in Bad König bewirtschaftet, ließ diese allgemeine Bauernschelte nicht unwidersprochen stehen. Er fand sich hier in guter Gesellschaft mit den auszubildenden Landwirten in unserem Agrarbereich. Sie unterstrichen unisono, dass es zwar überall „schwarze Schafe“ gebe, aber doch die überwiegende Mehrzahl der Landwirte ihrer Verantwortung nach einer artgerechten Tierhaltung nachkomme. In diesem Zusammenhang wurde unterstrichen, wie wichtig es sei, regionalen Lebensmitteln den Vorzug zu geben.
Der Mittwoch stand ganz unter dem ( fast vergessenen ) Motto: Atomkraft, nein danke! Die beiden Gäste, Pfarrer Max Goldbach und Franz Scheidel , beide bekennende und langjährige Atomkraftgegner machten in ihren engagierten Beiträgen deutlich, wie gefährlich die Energiegewinnung aus Atomkraft ist. Die Atomkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima wurden dabei noch einmal als mahnendes Zeugnis aufgeführt. Fazit: E s gibt keinen anderen Weg, als den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie. Um uns diese Forderung plausibel zu machen, stellte Goldbach die Frage ans Publikum: „ Was macht ihr als erstes, wenn die Badewanne droht, überzulaufen?“ Einhellige Meinung. „ Wir drehen den Wasserhahn zu, diskutieren können wir dann später noch“. So, sollte auch mit der Atomkraft verfahren werden.
Den Abschluss bildete am Donnerstag das Thema „ Wirtschaft“. Die Schüler hatten dazu Ralf Friedrich (Referent für Projektmanagement und internationales Coaching) eingeladen. Nach ihrem einführenden Referat, das u.a. die Ungerechtigkeiten im Weltwirtschaftssystem und den gigantischen Finanzhaushalt der Kirchen zum Inhalt hatte, ging es dann im Gespräch mit Herrn Friedrich darum, von ihm zu erfahren, wo er den dringendsten Handlungsbedarf nach Umkehr in der Wirtschaft sieht. Für Friedrich steht zu nächst einmal die ganz persönliche Verantwortung, jedes einzelnen, im Mittelpunkt des Wirtschaftens. „ Das heißt Glauben leben“ . Erst danach kommt bei Friedrich das Wirtschaftssystem, als Ganzes, ins Blickfeld der Betrachtung. „ Unsere Wirtschaft hat doch so viele Vorteile, dass sie nicht nur bei uns in Deutschland Menschen glücklich macht, sondern auch weltweit. Wir dürfen nicht nur auf die Schwachstellen schauen“ In der sich daran anschließenden Diskussion, wurde diese auf den ersten Blick doch sehr verklärte Sichtweise von Wirtschaft, von einzelnen Teilnehmern kritisch hinterfragt. Ob Martin Luther unser Wirtschaftssystem ebenfalls so wohlwollend ab genickt hätte, konnte leider aus Zeitmangel nicht mehr ausreichend erörtert werden.
Festzuhalten bleibt, es war für alle wieder einmal eine enorme Bereicherung mit Menschen außerhalb der Schule ins Gespräch und in die Auseinandersetzung zu kommen. Das erweitert nicht nur den eigenen Horizont, sondern hilft auch bei der Meinungsbildung und ist damit ein unverzichtbarer Bestandteil unseres demokratischen Systems.
Mit dieser Projektarbeit, nimmt der Religionskurs auch an dem bundesweiten Wettbewerb „ demokratisch Handeln“ teil.