Unterwegs sein an der Landrat-Gruber-Schule in Dieburg: Neues Konzept der Schulseelsorge

SchulseelsorgezeltHPUnterwegs sein kann vieles bedeuten: Work & Travel nach der Ausbildung, Businesstrips, auf Berge steigen, in die Tiefe abtauchen oder einfach so durchs Leben oder mit Gott reisen. An der Landrat-Gruber-Schule (LGS) in Dieburg sind wir dem Thema auf die Spur gegangen und haben die Welt bei uns willkommen geheißen – ganz im Stil der Reisenden unter einem Zelt.

Das Schöne am Zelten ist doch, nachts die Sterne zu beobachten. So frei unter dem Himmelszelt und doch geborgen unter dem Zeltdach aus Polyester. Das Zelt ist ein Symbol für das Reisen, für das Unterwegssein. Das kam uns – Mareike Böhm, Karsten Gollnow und mir von der Schulseelsorge der Landrat-Gruber-Schule in Dieburg – sofort in den Sinn, als wir über ein neues Konzept für unsere Aufgabe nachdachten. In einer Schule ohne wirkliches Zentrum wollten wir Raum schaffen für die Schüler zum Ausruhen, zum Nachdenken, zum Austausch miteinander. Unsere Idee: ein mobiles Zelt. Damit gehen wir auf unserem Campus auf Wanderschaft, stellen es dort auf, wo es gerade gebraucht wird und schaffen so ein Dach, unter dem sich die Schüler geborgen fühlen und den Weitblick behalten – im wahrsten Sinne.

Ein Zelt wandert durch die Schule
Die Zwecke sind vielseitig. Bei Sportveranstaltungen dient das Zelt den Schülern zum Verschnaufen, bei Events ist es die erste Anlaufstelle für Informationen. Und immer gilt: Unter dem Zelt hat der Schulalltag Pause. Hier gibt es keinen Lernstress und keine Notenbesprechungen. Gerade diese Entschleunigung, das bewusste Abkoppeln schafft eine entspannte Atmosphäre. Das – haben wir festgestellt – wirkt sich ungemein positiv auf das Lernen aus. Davon profitiert auch die Stimmung unter den Lehrern.

Mit einem Zelt muss man reisen! Doch was bedeutet das eigentlich? Was heißt es, dauernd auf Achse zu sein, nicht zu wissen, wo man als nächstes aufschlägt und was einen erwartet? Auf welche Menschen wird man auf dem Weg treffen? Aus welchen Erfahrungen wird man lernen? Die letzte Woche vor den Herbstferien haben wir genutzt, um mit den Schülern diesen Fragen nachzugehen – ganz entspannt unterm Zelt und im Austausch mit Menschen, die beruflich oder privat ständig auf Reisen sind. Echte Weltbürger also.  

Vom Lowtech-Reisen und Hochzeiten am Autoscooter
Jeden Tag ist jemand zu Besuch gekommen, der von seinem Pfad durchs Leben berichtete. Ein Installateur, der ständig auf Montage war, erzählte von gutem Gehalt und den Preis, den man dafür zahlt: Seine Familie hat er über Jahre nur im Transit gesehen. Eine Pfarrerin, die mit einer Schaustellerfamilie von Jahrmarkt zu Jahrmarkt reist, erinnert sich an all die Taufen und Hochzeiten am Autoscooter, die sie halten durfte. Ein Zimmermann auf der Walz erklärt den Schülern, was es heißt, ganz ohne Handy und Komfort zu reisen. Undenkbar für einige!
Drei Pilger schildern die eigentümliche Stille, die auf dem Jakobsweg herrscht, und zwei Schülerinnen berichten von ihrem Erasmus-Praktikum in Spanien. Abschluss der Themenwoche bildete der Vortrag einer Reisebloggerin, die es in den vergangenen acht Jahren in alle Himmelsrichtungen gezogen hat. Von Buenos Aires bis Bangkok, vom Nordkap bis nach Neuseeland. Das alles als „digitaler Nomade“, der von überall arbeiten kann, solange es Internet gibt. „Ein Luxusleben“, wie sie selbst sagt. Als nämlich ein junger Mann aus dem Publikum von seiner achtjährigen Flucht aus Libyen erzählte, gibt sie zu: „Das ist viel krasser als all die Abenteuer, die ich je auf Reisen bestanden habe.“

Eine Sternstunde unter dem Zelt
Rund 500 Schüler haben die ganze Woche gebannt den Geschichten aus aller Welt gelauscht. „Von den spannenden Erfahrungen zu hören hat mich darin bestätigt, auch nach dem Abi loszuziehen und andere Kulturen kennenzulernen“, sagt Tobias Bayer, Oberstufenschüler an der LGS. „Es sollte solche Vorträge häufiger an unserer Schule geben. Das ist eine gelungene und nicht minder lehrreiche Abwechslung zum Unterricht.“
Und das alles unter unserem Zelt! Joachim Meyer, Pfarrer und Dekan des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald und einer der Sponsoren unseres Schulseelsorgezelts ist begeistert. „Der Vortrag der Reisebloggerin war toll. Ganz besonders, dass der Schüler aus Libyen von seiner Reiseroute erzählen konnte – ohne das Seelsorgezelt hätte diese Sternstunde nie stattgefunden.“

Über den Autor:
Hubertus Naumann ist Schulpfarrer und Schulseelsorger an der Landrat-Gruber-Schule in Dieburg. Privat reist er gerne und viel mit seiner Frau und Tochter und ist in seiner Freizeit – ganz seinem Beruf entsprechend – passionierter Schäfer.

Bildtext: Installateur Walter Babylon erzählt unter dem Zelt von seiner Zeit auf Montage in Spanien.
Foto: Hubertus Naumann

Quelle: http://www.vorderer-odenwald-evangelisch.de/index.php/nachrichten/788-lgs-geschichten-unterm-zeltdach

Online-Anmeldung zur dualen Berufsschule

Zur Anmeldung neuer Auszubildender für das Schuljahr 2024/25 klicken Sie bitte hier.

50jahrelgs logo

Kontakt:
Tel.:   06071 96480
Mail:  info@lgs-di.de

Öffnungszeiten des Sekretariats